Für ihr Buch Von Geistern, Gespenstern und Gruselgestalten hat Katja viele Sagensammlungen gelesen - und ist in den Texten vor allem auf Männer als Protagonisten und Handelnde gestoßen. Es gibt aber auch Überlieferungen, in denen Frauen eine tragende Rolle spielen.
Diese Rolle kann ganz unterschiedlich ausfallen: Da gibt es Frauen, die eigenständig handeln, wenn sie etwas Ungewöhnliches erfahren, oder aber Frauen, die nur Opfer sind; unfreiwilliges Objekt einer Sache, die ihnen geschieht. Diese Frauenrollen spiegeln ein Stück weit auch die geschichtliche Realität wider. Denn auch, wenn es im Einzelfall anders ausgesehen haben mag: In der Vergangenheit waren Frauen keineswegs gleichberechtigt. Über Jahrhunderte hinweg lebten sie in einer patriarchalischen Gesellschaft - nicht nur im Münsterland, sondern bis auf wenige Ausnahmen in ganz Europa.
Das bedeutet zwar, dass Frauen generell weniger Handlungsmöglichkeiten hatten als Männer - aber auf keinen Fall, dass sie in jeder Situation generell hilflos oder machtlos waren. Genau das spiegeln auch die überlieferten Sagentexte.
In den Sagen und Legenden des Münsterlandes begegnen uns auf der einen Seite herrische, machtbewusste und eitle Frauen. Die werden in den Texten für ihr überhebliches Verhalten bestraft - genauso wie in anderen Texten Männer übrigens ... Das Übertreten von gesellschaftlichen Grenzen kommt in den Sagen und Legenden nicht gut weg, ganz egal, ob der Grenzübertritt von einer Frau oder einem Mann begangen wird.
Es gibt aber auch Überlieferungen von fleißigen und hilfsbereiten Frauen. Diese Frauen werden, genau wie im Märchen, in der Regel für ihr Verhalten belohnt, zum Beispiel durch das Finden eines Schatzes.
Und es gibt noch eine dritte Kategorie von Frauen in den Sagen und Legenden des Münsterlandes: Das sind die unheimlichen, alten Frauen, die von außerhalb kommen. Deren Erscheinen bedeutet zumeist für alle, die ihnen begegnen, nichts Gutes. Dabei muss die Frau noch nicht mal tatsächlich Schuld haben.
Auch dieses düstere, unheimliche Frauenbild hängt mit der gesellschaftlichen Rolle solcher ledigen und oftmals armen Frauen in vergangenen Zeiten zusammen. Leider gab es früher für diese Frauen, die oftmals ohne eigenes Verschulden unter Altersarmut und Einsamkeit litten, nur wenige Anlaufstellen. In Sagen und Legenden werden sie zu Unglücksbringerinnen und Prophetinnen des Schicksals - auch, weil andere Menschen sie nur schwer einschätzen konnten.
Wer sich für die Themen Frauenvergangenheit oder Frauenbilder in der Literatur interessiert, findet eine Menge Lesestoff. Hilfreiche Sachbücher zum Thema sind unter anderem:
Wer mehr wissen will über Frauenrollen und Frauenbilder in den Sagen und Legenden des Münsterlandes, darf gerne das entsprechende Buch lesen. Katja ist aber auch für eine Lesung zum Thema buchbar:
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